Während einer achtmonatigen Forschungsreise mit einem Stipendium des DAAD entwickelte Elianna Renner das interdisziplinäre Kunstprojekt “Tracking the traffic”, bei dem sie den Spuren jener Frauen folgte, die zwischen 1860 und 1930 vom jüdischen Zuhälterring Zwi Migdal verschleppt und in die Prostitution gezwungen worden waren. Zu den Handlungsorten des Zirkels zählten New York, Buenos Aires, Montevideo, Saõ Paulo, Rio de Janeiro, Mumbai, Shanghai, Johannesburg und Capetown. An diese Orte reiste auch Elianna Renner, um vor Ort mit HistorikerInnen, SchriftstellerInnen, MusikerInnen und FilmemacherInnen zu sprechen, die in den jeweiligen Ländern bereits zu diesem Thema geforscht haben. Parallel dazu besuchte sie Archive und Friedhöfe auf der Suche nach dem, was von der Geschichte der Frauen in Liedern, Literatur und Theaterstücken überliefert wurde.
Ein interdisziplinäres Projekt zur Geschichte des Frauenhandels als Teil der Migrationsgeschichte im 19. und 20. Jahrhunderts.
Seit den 1860er Jahren bis in die Zwischenkriegszeit wurden Frauen aus Osteuropa – viele davon aus jüdischen Familien – Opfer international organisierter Schlepperbanden, deren Netzwerke sich über mehrere Kontinente hinweg erstreckten. Im selben Zeitraum entstanden zunehmend Zusammenschlüsse zwischen jüdisch-europäischen und nichtjüdischen Frauenbewegungen, mit dem Ziel, den internationalen Frauenhandel zu bekämpfen.
Das Hauptinteresse des Projekts besteht darin, diese Geschichte unter Verwendung verschiedener Medien zu erforschen und zu rekonstruieren. Es ist damit an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft angesiedelt. An Orten, die historisch mit der Migration von Frauen, mit dem Frauenhandel und dessen Bekämpfung verbunden sind, werden in Zusammenarbeit zwischen Kunsthochschulen und Universitäten Workshops durchgeführt, in denen Studierende dieser Einrichtungen dazu ermutigt werden, über die Grenzen ihrer Disziplinen hinaus in einen Dialog zu treten und zusammen Möglichkeiten zur Visualisierung von Geschichte zu entwickeln. Die gemeinsam entwickelten Arbeiten werden im Internet publiziert. Darüber hinaus wird reflektiert, wie historische Ereignisse im urbanen Raum sichtbar gemacht werden können.
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