Analogfotografie
In der Fotoserie Neniu Loko nimmt Elianna Renner Orte auf. Die Aufnahmen, die mit einer defekten Analogkamera erzeugt werden, charakterisieren sich durch formale Unschärfe, wobei sie in ihrer atmosphärischen Verschwommenheit urbane Schauplätze erkennen lassen. Kommen Handlungen vor, so sind sie auf ein Minimum reduziert, dem nichts Genaueres entnommen wird, als dass es sich dabei um unspezifisches Stadtgeschehen handelt. Die Standorte ihrerseits, die vornehmlich menschenleer erscheinen, sehen von stadtspezifischen Singularitäten ab, so dass sie nicht genau verortet werden können und somit imstande sind, für jede urbane Ansiedlung oder Stadt der Welt zu stehen. Ein Merkmal, in dem sich eine Zeitlosigkeit bildet, die zwar hoch allgemein, aber zutiefst menschlich ist. Der auf Esperanto verfasste Titel der Serie, der übersetzt „Kein Ort“ besagt, verweist auf diese Allgemeinheit. Freilich handelt es sich bei den Schauplätzen um konkrete Orte, die die Künstlerin besucht hat. Hochindividuelle, geschichtsträchtige Städte in Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten werden nicht im Hinblick auf ihr kulturgeschichtliches Spezifikum untersucht, sondern im Hinblick auf das, was für sie alle gelten mag. Darin kommt ein Blick auf die moderne Welt zum Ausdruck, der das Prototypische des urbanen Lebens jenseits aller lokalen Prägung zu erfassen versucht.