La Organización

Buenos Aires 2016

4 Kanal Videoinstallation, 40min
spanisch/ jiddisch mit englischen Untertitel

Die Videoinstallation beschäftigt sich mit dem Verschwinden jüdischer Frauen und Mädchen, die in der Zeit von 1850 bis 1930 als Opfer des Frauenhandels nach Argentinien verschleppt wurden und arbeitet ihre Geschichten auf.

Der Ort an dem die Videoinstallation stattfindet, ist ein zugewachsener jüdischer Friedhof in Buenos Aires, der von einem damaligen Zuhälterring angelegt wurde und auf dem einige dieser Frauen begraben liegen.
Die Videoinstallation ist in zwei Akte aufgeteilt.

Der erste Akt zeigt in vier gegenüberliegenden Projektionen Aufräumarbeiten auf dem Friedhof.
Mit einem szenischen Wechsel, bei dem sich die Projektion auf zwei gegenüberliegende Flächen reduziert, beginnt der zweite Akt. Zu sehen ist die zeremonielle Einweihung des aufgeräumten Friedhofs. Es wird anhand von Reden und einem Chor die Geschichte von Raquel Liberman erzählt, einer ehemaligen Prostituierten, der es als Einzelperson gelang, zur Zerschlagung des jüdischen Frauenhandels in Buenos Aires beizutragen.

In Buenos Aires existiert ein jüdischer Friedhof, der von der Zuhälterorganisation Zwi Migdal gegründet wurde.
Die jüdischen Gemeinden wollten nicht mit dem Zuhälterring in Zusammenhang gebracht werden. So sahen sich die Zuhälter gezwungen, einen eigenen Friedhof einzurichten. Den Personen aus dem Zuhälterring war es wichtig, nach jüdischer Tradition begraben zu werden.

Den jüdischen Gemeinden in Europa, Nordamerika und Lateinamerika war der organisierte jüdische Frauenhandel bekannt und so entstand ein internationales Netzwerk, das gegen den Frauenhandel vorging und den „gefallenen Mädchen“ Sozialarbeit und Ausstiegsmöglichkeiten anbot.

Auf dem Friedhof in Buenos Aires wurde auch Raquel Liberman (1900-1935) beerdigt. Raquel Liberman emigrierte 1922 mit ihren zwei kleinen Kindern von Warschau aus nach Argentinien . Sie reiste ihrem Mann hinterher, der kurz darauf an Tuberkulose verstarb. Die ökonomische Situation und ihre Lebensumstände zwangen sie in die Prostitution. Mit ihrem heimlich ersparten Geld eröffnete Sie ein Antiquariat, um ein neues Leben zu beginnen. Dem Ring gefiel die Tatsache gar nicht, dass eine Prostituierte versuchte, aus dem Milieu auszubrechen und sich selbständig zu machen. Man holte sie zurück und zwang sie erneut in die Prostitution.

Nach dem Militärputsch in Argentinien 1930 zeigte Raquel Liberman den Zuhälterring Zwi Migdal an und erreichte so dessen Zerschlagung. 108 Personen wurden angeklagt.

Obwohl die Geschichte Raquel Libermans mittlerweile erforscht wurde, ist ihr Name im öffentlichen Bewusstsein nicht präsent. Sie war eine Frau von einer unglaublichen Durchsetzungskraft. Sie entkam dem Milieu, veröffentlichte ihr Schicksal, zog den Zuhälterring vor Gericht und rettete somit das Leben einiger Frauen aus der Zwangsprostitution.

Bis 2014 war unklar, ob Raquel Liberman tatsächlich auf diesem Friedhof begraben liegt. Dank einer Recherchereise habe ich die Unterlagen des Friedhofes entdeckt und den Nachweis gefunden, dass sich das Grab Raquel Libermans dort befindet.

Die VideoInstallation ist eine Hommage an Raquel Liberman.

Frauen- und Menschenhandel sind leider auch heute noch ein aktuelles Thema und an der Struktur solcher Organisationen hat sich bis heute leider nichts geändert.

Für weitere Informationen zum Projekt: email me please